Studienfahrt zur Zugspitze 2017

Ein eisiger Wind zieht über die Bergwipfel herab zu den Wanderern. Der Atem geht schwer, aber gleichmäßig. Der klare Himmel zeichnet sich deutlich hinter den Gipfeln der Berge ab, die Sonne ist dennoch kaum zu sehen. Stattdessen schweift der Blick des Bergsteigers über eine atemberaubende Kulisse: steil abfallende Gebirgshänge münden in ein riesiges Geröll- Plateau, durchzogen von wenigen Schneeresten. Schutt und Gesteinsbrocken liegen lose   entlang der kaum erkennbaren Wanderpfade, und Gesteinshügel prägen die vegetationslose Oberfläche. Schritt für Schritt bahnt sich eine kleine Gruppe von 13 Schülern und zwei Lehrern den schmalen steinigen Weg, winddicht gekleidet und mit festem knöchelhohen Schuhwerk ausgerüstet. Die Wanderlustigen laufen ausdauernd und motiviert, wenn auch verschwitzt, denn langsam wird das Panorama der Zugspitze erkennbar, der Aufstieg nähert sich dem Ende. Die Dächer von Gipfelgebäuden und die Stahlseile einer Gondelbahn thronen in etwa 200m Höhe über den Köpfen der Bergwanderer. Ein bis zwei Stunden, so der Schätzung nach, dauere es noch, bis der Gipfel des höchsten Berges Deutschlands erreicht werden könne, das „Grande Finale“ und Ullr (für alle Unwissenden: der Berggott und Schutzpatron der Süd-gymmies) rufen schon!

Während einer Projektwoche auf den Spuren der Deutschen Einheit, vor drei Jahren,  entlang des Harzer Hexenstieges, nahm eine Idee Form an, neben dem höchsten Berg Sachsen- Anhalts auch einmal den höchsten Berg Deutschlands zu erklimmen. Im Geographieunterricht inhaltlich vorbereitet, wurde dieser Traum im August 2017 wahr, in Begleitung von Frau Raabe (Geo) und Herrn Albrecht (Bio).  In der Woche von Sonntag, dem 27.08, bis zum Freitag, dem 01.09, erlebte die Gemeinschaft die Schönheit der Bergwelt rund um Garmisch Partenkirchen in Bayern und das Erfolgsgefühl nach einer abgeschlossenen Bergbesteigung.

Die Anreise per Zug am Sonntag verlief problemlos. Spätestens ab München ergriff alle die Vorfreude auf die wunderschöne Bergwelt. In der „Kinderecke“ der Regionalbahn fühlten sich auch große Kinder sehr wohl. Am Zielort angekommen, begleitet von leichtem Regen, wurden als erstes die Zimmer der modernen und sauberen   Jugendherberge bezogen. Das kleine, aber feine Ambiente der Räume  ähnelte typischen Klassenfahrtunterkünften und sorgte somit für ein wenig Nostalgie in Anbetracht des baldigen Schulabschluss‘. Zu Abend wurde alsbald gegessen. Die Küche versorgte die mehr oder weniger Hungrigen mit qualitativ hochwertigem und wohlschmeckendem Essen (Shoutout an die Küche und besonders den Koch: die ganze Woche lang sehr leckere und variationsreiche Mahlzeiten, welche immer die Kraft in die müden Glieder zurück brachten!) Zu einem abendlichen original bayerischen Weißbier wurde schließlich auf die bevorstehenden Abenteuer angestoßen, die Wanderer waren bereit.

Am frühen Morgen des nächsten Tages sollte die Einwanderungsphase beginnen, d.h. müde Muskeln aufgewärmt und kalte Glieder eingelaufen werden. Das Ziel der heutigen Wanderung war der Wank mit ca. 1800 Höhenmetern. Nach einer kurzen Busfahrt zur Talstation stieg die Gruppe die erste Etappe empor und merkte bereits nach wenigen Minuten, welche Auswirkungen der ansonsten eher ruhige und verhältnismäßig entspannte Alltag mit sich brachte, erste Schweißtropfen zeichneten sich auf Stirn und Rücken der Schüler ab. Gerade der eher praktisch Gekleidete erkannte in diesem Moment, dass die Kleiderwahl sportlich atmungsaktiv hätte sein müssen, und v.a. kurz. Denn trotz einiger Regenhuschen zwischendurch und einem beginnenden Gewitter am Ende des Tages lagen die Temperaturen im Tal fast immer über 25° C.

Nach einer ersten Pause setzte die Gruppe ihre Wanderung fort. Der darauffolgende Aufstieg zehrte an den Kräften, treppenartige Wurzelverflechtungen und Holzkeile wechselten sich mit steinigen Passagen bis zum Gipfel des Berges ab. Zwischenzeitlich pausierte die Gemeinschaft etwas länger auf etwa halber Höhe auf einer kleinen Alm mit Aussicht auf den Alpspitz (ca. 2600m) und das finale Ziel: die Zugspitze. Als die letzten Meter des Wanks absolviert worden waren, wurde die Gruppe mit dem Blick auf eine Almhütte belohnt, erfreulicherweise waren sogar Sonnenliegen vorhanden, in denen es sich die erschöpften und doch glücklichen Akteure sogleich gemütlich machten. Vom Wankgipfel aus bot sich ein wunderbarer Blick auf die Gemeinde im Tal. Nach diesen Momenten der Ruhe und des Glücks eroberten die Wanderbegeisterten noch das Gipfelkreuz für ein paar Fotos und traten dann schließlich den Heimweg an.   Der Abstieg erwies sich als langwieriger und steiler Fußmarsch, das Wetter begann sich zu verschlechtern. Nieselregen und Wind trübten bei so manchem ein wenig die Euphorie, v.a. bei jenen, die aufgrund der glatten Steine eine Bruchlandung hinlegten. Die Gruppe erreichte   die Talstation leider erst fünf Minuten nach Abfahrt des letzten Busses. Etwas genervt wurde der Weg zur JH zu Fuß angetreten, aber der Hunger beflügelte die Gruppe und forcierte das Tempo.

Am zweiten Tag wurde den Schülern eine kleine Verschnaufpause vor der großen Bergbesteigung gegönnt. Eine Ausstellung informierte über die Olympischen Winterspiele von 1936. Die Judenverfolgung warf ihre Schatten voraus, aber auch die sportlichen Livebilder faszinierten.  Nach diesem Stopp fuhr die Gemeinschaft zum nächsten Ziel, dem Eibsee am Rande Garmisch Partenkirchens. Ein strahlend blauer, tiefklarer und reiner See, dessen Besuch mehr als nur empfehlenswert ist, beflügelte unsere Beine auf einem hübschen Rundweg entlang des Ufers. Fotos und Impressionen wurden gesammelt, welche jedoch kaum die Schönheit des Wassers und des Anblicks nacherzählen können. Abgeschlossen wurde diese Tagesexpedition mit einem ersehnten Bad in diesem Gewässer, sowie einer jahreszeitlich bedingten letzten Bräunung.

Mittwoch, der 29.08., war „DER GROSSE TAG“, die erste Etappe der Zugspitze sollte beginnen. Nur das Nötigste durfte im Rucksack mitgenommen werden, was nicht allen leichtfiel. Nach einer morgendlichen Stärkung führte der erste Weg durch die Partnachklamm, ein Naturdenkmal besonderer Art. Die Schlucht ist durchzogen von Wasserfällen und Stromschnellen, ein kleiner Pfad führt die Felswände entlang. Überwältigt von dem Naturspektakel zog die Gruppe weiter, Ziel war es, durch das Reintal auf die Zugspitze zu wandern. Tagesetappe sollte dabei die Knorrhütte auf etwa 2100m sein. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiio   Allmählich begannen die Anstiege steiler zu werden und die Gruppe verspürte die Anstrengung der langgestreckten und doch wunderschönen Wege. Die Partnach begleitete uns, zu ihrer Quelle sollten wir noch vorstoßen. Die Wanderung erstreckte sich entlang verschiedenster Vegetationszonen, der ansteigenden Höhe folgend. Typische Pflanzenarten konnten entdeckt und benannt werden, bevor der Weg in fast vegetationslose Steinwüste überging. (Dank an dieser Stelle an alle informativen Schülervorträge unter Anleitung der Lehrer.) Während die Vegetation zu schwinden begann, mussten auf den letzten Kilometern Gesteinsformationen überwunden werden, kraftraubende Sprünge über Geröllbrocken und Steine forderten die volle Konzentration und Geduld. Der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen. Nach gut zwei Stunden konnte endlich das Tagesziel, die Knorrhütte, über die Berghänge hinweg erblickt werden. Die letzten herannahenden Wanderer wurden von den Ersten bejubelt..

Die Aussicht war fantastisch! Nach einigen Minuten der Ruhe schien die Müdigkeit wie weggeblasen, als einige Schüler in einem unscheinbaren Mann einen (Kinder-) Star wiederentdeckten: Willi W. von Willi Will’s Wissen. Er war mit seiner 9- jährigen (!) Tochter auch auf dem Weg zur Zugspitze. Die beiden sollten wir noch öfter treffen und schließlich ein Foto mit dem berühmten Moderator erhalten. Somit endete der anstrengende Tag mit dieser Überraschung und einem Dreigängemenü auf der Knorrhütte, die sich auch durch die  wohl kälteste und schmerzhafteste Dusche Deutschlands (der Boiler war leer, Wassertemeratur gefühlt ca. 4°C) auszeichnete.

Am nächsten Morgen von der frischen Bergluft geweckt (und einem Wecker) ging es nach einem trockenen Frühstück weiter. Knapp 900 Höhenmeter lagen noch vor der Wandergruppe, steile Anstiege und Schutt prägten die Strecke, der Pfad war schmal, doch meist gut erkennbar. Nach etwa einer Stunde des verhältnismäßig kuzen Aufstiegs gelangte die Gemeinschaft an den letzten Stopppunkt der Wanderung: Vor ihnen lag ein ca. 200m hohes steiles Geröllfeld, welches erst bestiegen werden musste, bevor entlang des Gipfelsteigs im eisigen Wind die Zugspitze erklommen werden konnte. Nach der letzten gemeinsamen Pause erfolgte die finale Bergbesteigung. Gutes griffiges Schuhwerk war besonders zu dem Zeitpunkt wichtig, denn die vom Eis rundgeschliffenen Steine boten ständige Abrutschgefahr. Mancher trat Geröll los, welches Nachfolgende gefährden konnte. Ein Sicherheitsabstand war deshalb zwingend nötig und ständige Vorsicht geboten. Am Ende des Geröllfeldes angekommen, setzte sich der Weg an der Felswand fort. Zum Festhalten in den Fels eingelassene Stahlseile dienten dem Abstützen und Hochziehen, während Felsklippen und –fortsätze überwunden werden mussten. Dies dauerte noch einmal etliche Minuten bis eine (unnötig hohe) Treppe zum Gipfelhaus hinaufführte.

Endlich oben angekommen war die Freude groß. Nach zwei Tagen anstrengenden Auftiegs, Schweiß und angepannten Waden war die Gewissheit des Erfolgs eine große Erleichterung. Der Ausblick war überwältigend, die Ankunft gerade noch rechtzeitig bevor Wolken aufzogen. Allerdings wurde der Anblick ein wenig getrübt durch eine ungewohnte Vielzahl an Leuten. Die Besuchermassen, per Seilbahn angereist, schoben sich über den Gipfel. Ihr Anblick ließ uns sehnsüchtig auf die ver-brachten Tage in Idylle und Ruhe zurückschauen. Zu guter Letzt stiegen wir zum Gipfelkreuz auf. Dieser letzte Anstieg führte ebenfalls über steilabfallende Begspitzen und bildete mit dem Gipfelfoto einen krönenden Abschluss.

Mit der historischen Zahnradbahn ging es schließlich innerhalb von etwa zwei Stunden hinab ins Tal, die erlebten Tagen schienen auf einmal fast schon surreal. Unten angekommen erholte sich ein Teil der Gruppe in einem Dampfbad. Der letzte Abend diente dem Erfahrungsaustausch und natürlich auch dem Feiern des erfolgreichen Gipfelsturmes. In dieser unserer letzten Nacht schneite es auf dem Zugspitzgipfel und regnete es im Tal so stark, dass am Montag wegen eines Felssturzes die Partnachklamm geschlossen werden musste.

Fazit: Die wohl beste und sportlichste Studienfahrt. Definitiv Anstoß für viele, sich auch in Zukunft auf Berggipfel zu stürzen und die Schönheit und vielleicht auch die Sucht des Wanderns und der Höhe zu genießen. Dass  die Alpen wunderbare Erlebnisse und Panoramen bieten, die es zu erhalten gilt, hat uns diese Studienfahrt deutlich vor Augen geführt.

Christin Trebst (12c)