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Im Labyrinth des Schweigens

Auschwitz - Ein Begriff, der für eines der bekanntesten und schrecklichsten Zeugnisse der Menschheitsverbrechen steht. Noch heute beschäftigen wir uns mit der Frage nach dem richtigen Umgang mit der Schuld. Auch wenn es schwer vorstellbar ist, die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges mit seinen 60 bis 70 Millionen Opfern gerieten Ende der 1950er Jahre fast in Vergessenheit: Die Menschen, die diese Zeit miterlebt hatten, schwiegen über die Begebenheiten und die Jüngeren konnten somit kaum Informationen darüber erhalten. Erst 16 Jahre nach Kriegsende begann die Aufklärung durch drei Anwälte, die sich der Untersuchung der Auschwitz-Täter widmeten.  

Der im Jahr 2014 erschienene Film "Im Labyrinth des Schweigens", den wir im Rahmen der Schulkinowoche in den Fächern Deutsch und Geschichte besuchten, thematisiert die Ermittlungsverfahren gegen ehemalige NS-Täter in Vorbereitung auf die Auschwitz-Prozesse. Im Mittelpunkt stehen die Handlungen und Gefühle des fiktiven Johann Radmanns, der jene Staatsanwälte verkörpert, die die Untersuchungen leiteten. Der Journalist Thomas Gnielka, der als einer der wenigen Personen bereits zu Beginn Kenntnisse über Auschwitz besitzt und sich für die Aufklärung und Bestrafung der Verbrechen einsetzt, ist ebenfalls an eine reale Person angelehnt. Er ist es auch, der Johann Radmann zur Recherche und juristischen Aufarbeitung des Themas bewegt. Viele seiner Kollegen nehmen seine Arbeit nicht ernst, doch von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, ebenfalls einer historischen Persönlichkeit, wird er in seiner Tätigkeit unterstützt. Dieser besitzt dadurch, dass er jüdisch ist und 1933 in einem Konzentrationslager inhaftiert wurde, auch einen eigenen Bezug zu der Thematik.

Dass die meisten der auftretenden Personen noch nie etwas von Auschwitz gehört haben oder es sogar belächeln, sorgt beim Zuschauer für Irritation und Verwunderung. Die Befragungen der Opfer zu ihren Erlebnissen werden in dem Film besonders emotional dargestellt. Der Kontrast, dass ehemalige KZ-Aufseher alltäglichen Berufen wie Lehrer oder Bäcker nachgehen, betont  diesen Aspekt auf groteske Art und Weise. Aber auch der Aufwand der Untersuchungen wird deutlich. Für Radmann entwickelt sich seine Arbeit zu solch einem persönlichen Thema, dass er beginnt, in jedem seiner Mitmenschen einen Täter zu sehen.

Durch "Im Labyrinth des Schweigens" wurde uns die Wichtigkeit der Auschwitz-Prozesse vor Augen geführt. Wir erkannten, dass sie, neben der Rechenschaftsziehung der Täter, auch eine moralische Bedeutung hatten, weil durch die Verfahren verhindert wurde, dass die Opfer und ihr Leid in Vergessenheit gerieten.

Da sich der Film auch in Bereichen wie Musik, Kleidung oder Sprache der Personen an den fünfziger Jahre orientierte, wurde uns als Zuschauern die Orientierung in dieser Zeit erleichtert. Dennoch wirkten die Unwissenheit und das Stillschweigen der damaligen Bevölkerung über Auschwitz aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. 

Insgesamt kann man sagen, dass "Im Labyrinth des Schweigens" mit seiner wahrheitsgetreuen und nachdenklich stimmenden Darstellung des Themas überraschte und uns auch nach dem Kinobesuch beschäftigte. Wir empfanden den Film als passende und sinnvolle Ergänzung zum Unterricht, da er die Geschehnisse der damaligen Zeit nachvollziehbar visualisierte und unsere Aufmerksamkeit weckte. Wir würden uns freuen, wenn wir auch im nächsten Schuljahr die Möglichkeit erhielten, an der Schulkinowoche teilzunehmen. Uns wurde bewiesen, dass Filme nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Erweiterung des Horizonts dienen können.

Antonia Schmidt und Maximilian Honig , Klasse 11a