Projektwoche Technik erleben
,,Technische Bildung fängt im Kindergarten an. Dabei reicht es aber nicht, nur aufs Knöpfchen zu drücken, sondern es geht um das steigende Verständnis dafür, was dahinter steckt."
Mit diesen Worten unterstreicht Frau Prof. Dr. Elke Hartmann, zu Gast im Gymnasium Südstadt Ende August 2011 in einer schulinternen Lehrerfortbildung, den Sinn einer frühen Entdeckung und Förderung technischer Talente und unterstützt damit das Vorhaben der Lehrerschaft, eine Projektwoche durchzuführen, in der sich die Jugendlichen mit Technik befassen und mögliche Berührungsängste verlieren sollen. Eine bei ,,Jugend forscht" preisgekrönte Schule wie das Südstadt-Gymnasium sei prädestiniert für technische Bildung, so die Wissenschaftlerin.
Volker Torgau vom Förderverein der Schule stellt geeignete Projektbeispiele vor und Mathe/Geo-Lehrer und gleichzeitig Regionalwettbewerbsleiter bei ,,Jugend forscht“, Harald Adler, macht den Skeptikern unter den Lehrern Mut:
"Haben Sie keine Bedenken. Unsere Schüler sind kreativ. Sie brauchen nur die Aufgabenstellung zu geben und sich dann danebenzustellen und zu staunen."
Ob er damit Recht hat, zeigt die Projektwoche dann vom 14.11. bis zum 18.11.2011. Aus 23 verschiedenen Projekten können die Schüler auswählen. Da gibt es beispielsweise den Musikinstrumentenbau, die Herstellung von Fachwerkhausgebinden, die Konstruktion von Papierbrücken und den Bau von Wasserrädern und Katapulten. Sie programmieren Lego-Roboter, konstruieren Holzflugzeuge und Drachen und bauen solarangetriebene Autos. Der Umgang mit GPS wird erkundet genau wie die Funktion der programmgesteuerten Schneidemaschine FiloCut. So wie es in der Industrie im Großen realisiert wird, vollziehen die Schüler die Herstellung von Zucker und Salz im Kleinen experimentell in den Laboren der Schule und des Salinemuseums nach. Selbst eine Radiosendung wird produziert und der Teich im Biotop der Schule erneuert.
Eine fünfte Klasse beschäftigt sich mit der technischen Instandhaltung ihrer Fahrräder, Geschichtsinteressierte bauen Dioramen und üben Steinzeittechniken im Landesmuseum für Vorgeschichte. Eine Projektgruppe setzt ein technisch künstlerisches Leitsystem zur besseren Orientierung im Schulhaus um.
So befasst sich fast jeder Schüler des Gymnasiums in dieser Woche in irgendeiner Form mit Technik.
Ausgehend von Bauplänen oder Modellen in der Praxis entwerfen sie ihre Skizzen und dokumentieren ihre Erkenntnisse in Arbeitsmappen, die neben den fertigen Produkten zum Tag der offenen Tür dann vorgestellt werden.
So ganz ohne Anleitung geht es also nicht, obwohl beispielsweise Markus Kryschak, Marcus Fischer , Martin Kiefel und Pascal Wegerich aus dem Projekt ,,Papierbrücke“ schon am ersten Projekttag ein fertiges Segmentteil ihrer Brücke mitbrachten, so wie sie es sich vorstellten. Aber auch sie müssen sich nach den Vorgaben richten, die für alle gelten: Klebstoff, Papier und Zwirnsfaden als Material für eine 10 bis 12 cm breite und 60 Zentimeter lange Brücke, die ein Kilogramm Belastung aushalten muss. Wer wird die stabilste Brücke bauen mit dem geringsten Materialverbrauch?
Anregungen über Modelle holen sie sich im Stadtarchiv und bei der Besichtigung hallescher Brücken, wie der Berliner Brücke, der einzigen Schrägseilbrücke in den neuen Bundesländern. Kreativ und technisch differenziert in Waben-, Zieharmonika- und Röhrenstruktur wetteifern die Schüler um die leichteste, schönste und funktionalste Brücke und ermitteln ihren Sieger. Lehrer Peter Rinnert ist sich sicher, dass er dieses Projekt mit Sechs-und Siebentklässlern noch einmal wiederholen wird, dann aber noch mehr auf die Theorie der physikalisch technischen Grundlagen eingehend.
,,Es ist sehr gut, dass Schüler auf spielerische Art den Zugang zur Mathematik und zu den Naturwissenschaften entdecken können“, ist ein Fazit dieser Woche, ausgesprochen von Physiklehrer Thomas Opitz und empfunden von den meisten Schülern und Lehrern.
Im Gedenken an und von Verena Purath