Exkursion nach Weimar – zwischen Klassik und Moderne
Johann Wolfgang von Goethe schrieb, er habe „die Hälfte seines Daseins verloren“, als Friedrich Schiller im Jahr 1805 verstarb. Ein solcher Ausdruck mag von tiefster Dramatik sein, welche die beiden Schriftsteller jedoch auf eine besondere Art und Weise teilten. Die wohl berühmtesten deutschen Dichter werden nicht nur wegen ihrer Literatur und inniger Freundschaft in Verbindung gebracht, sondern auch wegen ihres gemeinsamen Wohnorts: Weimar. In der kleinen Stadt in Thüringen entstanden vor fast 200 Jahren Werke, mit denen wir uns jetzt noch in der Schule auseinandersetzen und hinterfragen, was sich der Autor wohl dabei gedacht habe. Um dem auf den Grund zu gehen, erfolgte die alljährliche Exkursion des Jahrgangs 11 nach Weimar.
Wir hatten einen straffen Zeitplan, weshalb die erste Station unserer Exkursion zunächst das Goethe-Schiller-Denkmal war. Auf unserem Gruppenfoto sind wir jedoch alle in echter Größe abgebildet. Nicht so wie Goethe, dessen Körpergröße für das Denkmal angepasst wurde, damit er genau so groß wie sein Freund Schiller erscheint. Wusstest du das schon?
Der größere, aber auch etwas ärmere Friedrich Schiller lebte mit seiner Familie in der heutigen Innenstadt von Weimar, wie wir auf unserer Führung erfuhren. Im Gegensatz zu Goethe wurde Friedrich Schiller nicht in eine wohlhabende Familie geboren und musste sich an die Spitze der Dichter kämpfen. Wusstest du, dass Schiller sogar einmal festgenommen und ihm jegliche literarische Tätigkeit verboten wurde, weil er illegal zu der Uraufführung seines ersten Werkes „Die Räuber“ reiste? Weimar war deswegen wie ein Paradies für junge Schriftsteller. Diese wurden nämlich von dem herrschenden Herzog Carl August finanziell gefördert. So kam auch Schiller in Weimar in seinem Wohnhaus unter. Er selbst zog sich gerne in sein eigenes Stockwerk im Haus zurück, um seiner Arbeit nachzugehen. Das Bett in seinem Schlafzimmer erscheint aber merkwürdigerweise sehr klein für den großen Mann. Woran könnte das liegen? Friedrich Schiller kämpfte sein Leben lang mit verschiedenen Krankheiten. Vor allem seine Lunge war betroffen, weshalb er nur im Sitzen schlief und das kurze Bett ihm vor dem Liegen und somit seinem eigenen Tod schützte. Die Lungenentzündung war auch die Ursache für seinen frühen Tod mit 45 Jahren.
Im Gegensatz zu Schiller lebte Goethe von Anfang bis Ende seines Lebens äußerst vornehm. Das haben wir spätestens bemerkt, als wir durch sein Wohnhaus mit anschließendem Garten schlenderten. Der Audioguide für Kinder ist hier sehr zu empfehlen, damit die Tour interaktiv und nicht langweilig wird. Goethes Faszination für die Antike und die Einflüsse seiner Italienreise waren deutlich im Wohnhaus zu erkennen. So gab es in fast jedem Zimmer vereinzelte antike Statuen und Sammelstücke aus der Epoche. Das besondere an Goethe ist, dass er nicht nur Dichter und Schriftsteller war, sondern sich auch sehr für die Naturwissenschaften interessierte und in Weimar zahlreiche hohe Verwaltungsämter innehatte. Einzelne Fundstücke und akademische Werke Goethes kann man im Goethe Nationalmuseum betrachten. Im Gegensatz zu Schiller war Goethe kein Familienmensch, sondern eher ein Mensch, der zu vielen Liebschaften neigte. Wusstest du, dass Goethe noch mit über 80 Jahren einem 17-jährigen Mädchen einen Antrag machte? Die Ablehnung soll ihm wohl sehr zu schaffen gemacht haben.
Du merkst, es gibt einiges, was man noch über Goethe und Schiller erfahren kann. Und selbst wer überhaupt gar kein Interesse an den Meistern deutscher Literatur zeigt, kann in Weimar sehr gut essen gehen. Unser Kurs empfiehlt für kulinarischen Genuss die Eisdiele „Giancarlo“ und den Bratwurststand am Marktplatz.