Ein Blick in die Vergangenheit – Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora im Sommer 2022

Am Tag des 15.06.2022 gab es keinen normalen Geschichtsunterricht für den Jahrgang der neunten Klassen. Es sollte ein Tag werden, der uns die Ausmaße der Nazidiktatur erst wirklich realisieren ließ.

Als wir ein paar Hundert Meter vor dem ehemaligen Konzentrationslager aus dem Bus stiegen, schien alles noch sehr idyllisch. Einige bewunderten die schöne Natur und alle waren guter Laune, was sich im Verlauf des Tages änderte.

Zunächst ließen wir uns in einer rekonstruierten Häftlingsbaracke nieder, in denen noch vor knapp 80 Jahren Hunderte von Häftlingen auf engstem Raum zusammenleben mussten. Wir erhielten eine Einführung, indem wir Bilder vom Konzentrationslager zur Zeit seiner Nutzung, Fotos von Häftlingen sowie Zeichnungen, die von Überlebenden angefertigt wurden, analysierten. Direkt mit der harten Realität konfrontiert zu werden, sensibilisierte unsere Klasse und es herrschte eine bedrückende Stimmung.

Daraufhin gingen wir den Hang hinunter zum Appellplatz. Da nur noch wenige Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers zu sehen sind, war es schwer, sich vorzustellen, wie es einmal dort ausgesehen haben muss. Einige stellten sich bildlich vor, wie die Häftlinge hier jeden Tag mehrere Stunden nach harter Arbeit und zu allen Wetterlagen stehen und wie elendig sie sich fühlen mussten. Wir erhielten zudem einen Überblick zum Aufbau des Lagers und es stellte sich heraus, dass das Ausmaß größer war, als erwartet.

Ein bedeutendes erhaltenes Gebäude ist das Krematorium, in dem früher Leichen toter Häftlinge verbrannt und deren Asche im Anschluss den Hang hinunter verstreut wurde. Vor dem Betreten des Krematoriums warfen wir aber zunächst einen Blick auf den Gedenkstein vor dem Gebäude, auf dem alle Nationalitäten sowie Kulturen (Sinti und Roma) und religiöse Ansichten (Juden) der Verstorbenen aufgelistet wurden. Im Krematorium selbst lag unsere Aufmerksamkeit vor allem auf den zwei Öfen im Zentrum des Gebäudes. Sich vorzustellen, wie dort tagtäglich dutzende Menschen verbrannt wurden, war ein Gedanke, der uns nachdenklich stimmte.

Die letzte und wohl auch interessanteste Station unserer Führung war der Besuch des Stollens. Dort unten war es im Gegensatz zu draußen sehr kalt und durch einen Tunnel gelangten wir ins Innere. Wir gingen einige Schritte in den Stollen hinein, während an den Seiten der Gänge noch überhäufte Mengen an verrosteten Baumaterialien lagen, die damals die Häftlinge beim Bau von Raketen und anderen Waffen nutzten. Insgesamt war es dann doch etwas angsteinflößend im Arbeiterstollen, wenn man an die Bedingungen denkt, in denen die Menschen hier arbeiten und früher sogar leben mussten.

Auf dem Rückweg nach Halle blieben die Gedanken einiger Schüler noch bei diesem scheinbar idyllischen Ort, da uns nun allen klar geworden ist, welches Leid den Häftlingen in Konzentrationslagern wie in Mittelbau-Dora wirklich widerfahren ist.

 

Alma Grabowski (9a), Tim Böbenroth (9b)

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2021/22 – Neunt- und Zehntklässler an Orten der NS-Schreckensherrschaft

Im Schuljahr 2021/22 holten im Dezember die Zehntklässler/-innen den Gedenkstättenbesuch nach, der im vorherigen Schuljahr durch die Corona-Pandemie verhindert wurde: Wir besuchten die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Diese Fahrt wurde von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt sowie vom Schulförderverein gefördert.

Im zweiten Halbjahr besichtigten die Neuntklässler/-innen die Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Hierüber verfassten zwei Schüler einen Bericht und eine weitere Schülerin hielt ihre Eindrücke im Bild fest – siehe oben.

 

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2019…

…besuchten die Schülerinnen und Schüler unserer 9. Klassen die Gedenkstätte für Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg.

Die Fahrt wurde von der Landeszentrale für politische Bildung gefördert

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Exkursion zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Am 27.04.2018 sind wir, die 9b und die anderen neunten Klassen in das ehemalige Konzentrationslager, die heutige Gedenkstätte Mittelbau-Dora, nach Nordhausen gefahren.

Dort angekommen hat unserer Klasse, in einer rekonstruierten Häftlingsbaracke, auf deren Fläche früher bis zu fünfhundert Häftlinge gleichzeitig untergebracht waren, eine Einführung erhalten. Wir durften Fragen stellen und uns wurden Bilder, Aktennotizen und Lebensläufe von ehemaligen Häftlingen gegeben, aus denen zu entnehmen war, wann und warum sie verfolgt und schließlich verhaftet worden sind.

Nach einer kurzen Pause haben wir uns dann den Appellplatz angesehen. Es war ein bedrückendes Gefühl diesen Platz zu sehen, wo mehrmals am Tag tausende Häftlinge oft stundenlang bei jedem Wetter stehen mussten. Nachdem wir den Appellplatz verlassen und einige traurige Geschichten zu dem nebenliegenden Löschteich gehört haben, ging es einige Stufen hinauf zum Krematorium, dem Ort, wo Leichen des ehemaligen Konzentrationslagers verbrannt worden sind. Das Krematorium selbst besteht aus zwei Räumen. Im ersten Raum stehen noch zwei Öfen. Davor befindet sich heute eine Bronzeplastik und daneben eine Tafel mit allen Ländernamen von Menschen, die im Konzentrationslager leben mussten.

Im Anschluss daran sahen wir im Hauptgebäude einen Film, der aus authentischen Filmaufnahmen der US-Streitkräfte zusammengeschnitten wurde. Darin wird der Zustand der Häftlinge und die damit verbundenen, grausamen Bedingungen gezeigt, wie sie zum Zeitpunkt der Befreiung 1945 vorgefunden wurden.

Zuletzt besuchten wir den Stollen im Rahmen unseres Exkursionsrundgangs. Durch einen künstlich angelegten Tunnel sind wir in den Haupttunnel gelangt. Dort war ein Modell der gesamten Stollenanlage zu sehen und wir konnten so das ganze Ausmaß erahnen.

 

Danach ging es leider schon zurück nach Halle. Es war für uns alle sehr interessant und lehrreich und wir haben wieder etwas über die Geschichte Deutschlands erfahren.

 

Julian Thümmler, 9b

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Exkursion nach Dresden (2017)

Hunde als Selbstmordattentäter, Schafe als Minenräumer, Katzen als Testobjekte für einen Gaskrieg

Exkursion der neunten Klassen: Auf einem Laufsteg präsentiert das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden Tierpräparate vom Maultier einer Gebirgsjägereinheit der Bundeswehr bis hin zu Schaf, Pferd und Hund.

Schockierende Bilder und verstörende Filmaufnahmen von in den beiden Weltkriegen eingesetzten Tieren bleiben nach dem Besuch der neunten Jahrgangsstufe im Militärhistorischen Museum Dresden wohl den meisten Schülern in eindrucksvoller Erinnerung: eine Katze, mit Gas vergiftet, dreht sich wie wild um die eigene Achse, völlig außer Rand und Band. Schaum vor dem Mund, ein furchtbares Röcheln, zerfetzte Lungen, förmlich ausgebrannt - ein furchtbarer Erstickungstod folgt ...

Wenn wir darüber nachdenken, dass es den Soldaten des Ersten Weltkrieges ebenso, ja sogar noch schlimmer ergangen ist, läuft uns ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter ...

Im Ersten Weltkrieg, dieser so genannten Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, wurde Giftgas als Kampfmittel erstmals durch deutsche Truppen eingesetzt, und zwar am 22. April 1915 in der Flandernschlacht bei Ypern. Die Erfindung stammt von dem deutschen Chemiker Fritz Haber, der den Einsatz dieser grausamen Waffe mit seinem Patriotismus rechtfertigte und sich von seiner eigenen Verantwortung als Wissenschaftler mit folgenden Worten freisprach: „Im Krieg dient die Wissenschaft dem Vaterlande, im Frieden der Menschheit.“ Wenn man liest, dass Haber kurze Zeit später trotzdem mit dem Nobelpreis für Chemie (für die Ammoniaksynthese) ausgezeichnet wurde, kommt man stark ins Grübeln: Was für eine „Perversion der Wissenschaft“, wie seine Frau Clara Haber kommentierte!

Tiere wurden und werden immer noch im Krieg als Nutztiere eingesetzt, sie unterstützen die Soldaten im Kampf, sind Namensgeber für Waffen, Gerät und für Operationspläne, sie dienen auch als Maskottchen. Tiere sind angeblich unersetzlich – sie können im militärischen Einsatz Leben retten, aber auch töten. Sehr oft sind sie wehrlose Opfer.

Das und vieles mehr erfuhren die Schüler in ihren Rundgängen zu den Themen „Militär und Technologie“, „Tiere im Militär“ und „Leiden am Krieg“, v.a. im Ersten Weltkrieg. Wir betrachteten Exponate von Verwundung und Tod und wir atmeten den Verwesungsgeruch der Kriegsgräberfelder ein ... 

Auf unseren Rundgängen erklärten uns die Museumspädagogen auch viele technische Details, die uns beeindruckten, so z.B. die Nutzung eines Kamikaze-Torpedos, der sich unter einem Einmann-U-Boot befand. Dieses Ausstellungsstück (siehe Foto) ist übrigens das älteste erhaltene Tauchboot der Welt. Sehr interessant waren auch die Informationen über die Raketentechnik der Nazis bis hin zur zivilen Nutzung dieser Technologie für die Raumfahrt. Die so genannte „Wunderwaffe“ der Nazis, die V 2 (siehe Foto), sahen wir in ihrer vollen Größe. Eigentlich erschien sie uns recht klein, doch ist sie schließlich über 70 Jahre alt und wohl mit heutigen Raketen nicht vergleichbar ...

Weil es für Dresden eine Unwetter-Warnung gab, mussten wir unsere Exkursion abkürzen, um sicher nach Halle zurückzukommen. Das war sehr schade, denn wir konnten nur einen Bruchteil der Ausstellung sehen. Doch passte dieses Unwetter wohl zur Problematik – denn so wie wir dem angekündigten Eisregen mit seinen möglichen schlimmen Folgen auswichen, sollten sich die Menschen besinnen, jedem Krieg ausweichen und dem Ruf der Menschheit nach dem Zweiten Weltkrieg endlich konsequent folgen: 

NIE WIEDER KRIEG!

Birgit Decker (FL Geschichte)

Fotos: Eric Benz, Yannik Wirtz, Birgit Decker

www.mhmbw.de

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Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (2016)

Über viele Schuljahre hinweg besuchten unsere SchülerInnen jeweils in der 9. Klasse die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen.


 

Eine Idylle, die trügt

Mittelbau-Dora ist in Wirklichkeit ein Ort der Trauer und des Gedenkens an die Opfer der NS-Verbrechen

                                                                                                                                                     

Am Mittwoch, dem 04. Mai 2016, besuchten alle vier Klassen der 9. Jahrgangsstufe die KZ-Gedenkstätte „Mittelbau-Dora“ in Nordhausen.

 

Zwar hatten wir im Geschichtsunterricht über den Nationalsozialismus und insbesondere von dem System der Konzentrations- und Vernichtungslager bereits gehört, jedoch ist es immer etwas anderes, den Ort des Geschehens mit eigenen Augen zu sehen und auf diese Weise selbst mit den damaligen Ereignissen konfrontiert zu werden. Und so waren wir von dem Ausmaß der Menschenverachtung der Nationalsozialisten doch sehr erschrocken und tief bewegt.

Zunächst waren wir ziemlich erstaunt, als wir das Lager betraten: wir sahen blühende Wiesen und Wälder, alles sah sehr friedlich aus, so als wäre niemals etwas Böses an diesem Ort geschehen! Ihr müsst wissen, dass nach Kriegsende und der Befreiung des Lagers im Jahre 1945 die Einwohner von der sowjetischen Besatzungsmacht die Erlaubnis erhielten, das Lager abzubauen, um z.B. Holz u.a. Baumaterialien für das eigene Überleben zu sichern. Schließlich war die Stadt Nordhausen zu achtzig Prozent zerbombt. Der Krieg hatte Hunger, Not, Elend, Tod und Zerstörung hinterlassen. So war die Bevölkerung froh, sich wenigstens wieder ein Dach über den Kopf zu errichten.

 

Doch unser erster Eindruck stimmte nicht!

Was war an diesem so idyllisch wirkenden Ort vor mehr als 70 Jahren geschehen?

 

Das sollten wir, die Klasse 9c, zunächst in einer ehemaligen, wieder hergerichteten Häftlinsgbaracke, in welcher früher die Gefangenen des Konzentrationslagers schliefen, erfahren. Die Häftlinge kammen aus fast allen Ländern Europas. Und wurde zunächst einiges zur Geschichte des Lager und zum Tagesablauf der Gefangenen erzählt. Jeder Schüler erhielt dann eine Art Steckbrief eines ehemaligen Häftlings des Lagers, den wir der Klasse kurz vorstellten: wir informierten jeweils über den Grund der Verhaftung, die Aufenthaltsdauer in Mittelbau Dora und über sein Schicksal nach der Befreiung. Das war schon sehr bewegend – wie jung waren doch die Männer! Die meisten wurden wegen ihres Widerstandes gegen den Faschismus inhaftiert und wurden in mehrere Konzentrationslager verfrachtet, um Zwangsarbeit zu leisten.

Nach diesem Teil der Führung führten uns gefühlte unzählige Treppenstufen zum ehemaligen Krematorium des KZs. Vor diesem befanden sich zwei Gedenktafeln, auf denen die vielen verschiedenen Länder, aus denen die Häftlinge kamen, eingraviert waren. Heute ist dieser Platz ein Ort des Gedenkens. Als wir das Krematorium betraten, waren wohl alle von uns sichtlich ergriffen. Der Großteil des Krematoriums stand leer - bis auf den Originalfußboden und ein paar von den Häftlingen eingeritzten Verzierungen an den Wänden war zunächst nichts mehr zu sehen. Doch dann fielen uns die zwei riesigen Öfen zur Leichenverbrennung auf. Wir waren überwältigt von deren Größe. Unvorstellbar, dass hier einmal massenhaft Leichen wie Vieh verbrannt wurden! An einer Wand parallel dazu hingen einige kleine Gedenktafeln mit den Namen ehemaliger Häftlinge. Die meisten von ihnen waren Franzosen. Angehörige hatten diese Tafeln angebracht, um ihrer Toten zu gedenken.

Als wir das Krematorium wieder verließen, fiel uns neben dem Gebäude ein Abhang voll mit großen grauen Steinen auf. Unter diesen befindet sich die viele Asche der Verbrannten. Eine Vorstellung, die uns erneut tief bewegte.

Vom Krematorium aus liefen wir hinunter zum ehemaligen Appellplatz, auf dem sich alle Häftlinge vor und nach der ihnen zugewiesenen Arbeit versammeln mussten. Jeder Häftling wurde der Vollständigkeit halber gezählt und jeder musste so lange stehen bleiben, bis alle abgezählt waren. Wurde sich verzählt, musste von Neuem begonnen werden – egal wie das Wetter war: heiß oder kalt, windstill oder stürmisch! Der Appell dauerte mitunter Stunden – morgens und abends!

Unser Weg führte uns abschließend in die unterirdische Stollenanlage, die von den Nationalsozialisten ab 1943 genutzt wurde, um nach der Bombardierung Peenemündes die Produktion der sogenannten Wunderwaffe V2 dorthin zu verlagern. Die riesige Fabrikanlage wurde von Häftlingen unter den schwierigsten, menschenunwürdigsten Bedingungen errichtet. Vom eigentlichen Eingangsbereich war nichts mehr zu sehen, da dieser von den Amerikanern nach der Befreiung des Lagers gesprengt wurde. Im Stollen war es sehr kalt. Die Häftlinge mussten in sogenannten Schlafstollen bis zur nächsten Schicht ausharren. Schlafen war so gut wie unmöglich, da zu jeder Zeit im Stollen Sprengungsarbeiten stattfanden und der Lärm unerträglich war. Auf Sanitäranlagen mussten die Häftlinge ganz verzichten. Diese unvorstellbaren Bedingungen sorgten dafür, dass jeden Tag viele, viele umkamen. Doch für die Nationalsozialisten waren die Häftlinge keine Menschen, sondern wertlose Ware, die sich mit der Zeit abnutzte. Die Häftlinge wurden monatelang, Tag und Nacht, in den Stollen festgehalten, bekamen nie auch nur die Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen. Jeder dritte von ihnen starb.

 

Als wir den Stollen wieder verließen, liefen die Informationen und Bilder noch einmal vor meinem Auge ab. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man so vielen Menschen ihre Würde und ihr Leben nehmen konnte, noch dazu auf so grausame Art und Weise. Deshalb muss man sich dieser Geschichte weiterhin stellen und darf sie nicht vergessen! Wir müssen daraus lernen, um zu verhindern, dass es jemals wieder zu solchen Ereignissen kommt. Gerade im Angesicht einer Welt, die gar nicht mehr friedlich erscheint ...


Text:   Lena Enders, Kl. 9c (Schuljahr 2015/16)

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